Senior Lecturer, History and Theory of Digital Media, King’s College London
Latour, Globalization, and Politics
While it is my goal to not turn this blog into a bulletin board for advertising random events, for the second time this week something on the HSK listserv popped out and I feel compelled to repost it here. Some political theorists at the Free University of Berlin are putting together a conference on Latour and empirical approaches to globalization that draw on actor-network theory. I've spent a lot of time thinking about the relations of actor-network theory to politics and I made a passing reference to my concerns about ANT as a technique of designating historical arrangements of power in my essay "From Information Theory to French Theory." But I've also heard a fair amount of unjustified opining about the absence of any politics in ANT as an approach. I'm uneasy with the task of constructing a politics out of ANT-type approach -- oftentimes as a method it entails commencing with a certain amount of canny agonticism and naivité about right and wrong, weak and powerful, etc, so that you can "follow the network" -- because it involves surrendering a lot of resources that are valuable for making a situated and meaningful intervention in science or society. ANT trades up one set of ethics for another set of, often very restricting, ethics for determining "what is." It doesn't immedately provide a lot of resources for taking a stand; it provides more resources for situating how a stand gets taken and becomes successful. But that being said, as a research approach it's certainly not based on any kind of naivité to politics on Latour's part. On the contrary, I think much of ANT may bubble up from a decades-long reflection by Latour and his colleagues about how to restate certain social and political problems that became exhausted by some of the most dogmatic approaches borrowed from other stands of "French theory" and the French left. I've also heard Latour himself issue some of the most idiosyncratic yet insightful comments on the likes of Carl Scmitt during his lectures at Sciences Po in Paris. I therefore suspect that some of his critics underestimate his canniness on these issues. So the point is, I think there's a lot in ANT that merits being mined and unpacked from a political-theoretical angle. Since recent critical interventions by Alexander Galloway among others, I'm become even more interested to see what kind of political theory or methodology could be built out of ANT. And the true test of a theoretical "method" such as ANT may not what Latour does with it, but what someone else can make of it (is ANT a durable immutable mobile?). So when I saw the announcement for a CFP for a conference on ANT, globalization, and politics, my interest was piqued. I'm going to try and clear that week on my calendar in hopes I'll make it over to this event.
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Jun.-Prof. Dr. Debora Gerstenberger, Lateinamerika-Institut der Freie
Universität Berlin; Dr. Joël Glasman, Institut für Asien- und
Afrikawissenschaften, Humboldt-Universität zu Berlin
05.06.2014-06.06.2014, Berlin, Lateinamerika-Institut der Freie
Universität Berlin, Rüdesheimer Str. 54-56, 14197 Berlin
Deadline: 15.02.2014
Die Globalgeschichte lässt sich in zwei Hauptlager unterteilen. Auf der
einen Seite gibt es jene, die auf der Suche nach der "Geburt der
Moderne" (Bayly) sind und die Verdichtung der Interaktionen innerhalb
weltumspannender Systeme untersuchen. Ihnen geht es darum, die (meist
technisch-wirtschaftlichen) "realen" Triebkräfte und die (meist
soziokulturellen) Effekte von Globalisierungsprozessen zu analysieren.
Vertreter der postkolonialen bzw. post-modernen Variante auf der anderen
Seite wollen die Einheit der globalisierten Welt de-konstruieren und die
soziale bzw. kulturelle Entstehung politischer Einheiten
(Zivilisationen, Nationen, Ethnien, usw.) nachzeichnen. Hier stehen
symbolische Dimensionen sowie der Konstruktionscharakter von Räumen im
Vordergrund.
Doch Globalisierung kann weder in der schieren Diffusion "realer"
Phänomene gefunden werden (die niemals jeden Winkel des Globus
erreichen) noch in der puren Imagination globaler Räume (die sich
niemals konkret verwirklichen).
Bruno Latour eröffnet einen anderen Weg. Die von ihm entworfene
"Akteur-Netzwerk-Theorie" (ANT) bietet die Möglichkeit, eine
Globalgeschichte jenseits von Moderne und Postmoderne zu begründen. Denn
mithilfe der ANT lassen sich technische Produktionsprozesse aus einem
akteurszentrierten Blickwinkel heraus betrachten.
Globalisierung kann, so die Hypothese dieser Tagung, am ehesten in den
Techniken gefunden werden, die Menschen mit dem Ziel der universellen
Gültigkeit erschaffen. Nur dort, in den Bemühungen um Universalität und
in den Versuchen, diese Universalität durch Weitergabe und Zirkulation
von Techniken durchzusetzen, ist Globalisierung auch "real".
Techniken der Globalisierung sind demnach Sets von Konzepten, Praktiken
und Apparaten, mit denen Akteure global zu agieren beanspruchen. Diese
Sets können so unterschiedlich sein wie Armillarsphären, Bibliotheken,
Frachtbriefe, ISO-Normen, Kernreaktoren, Öltanker, Serversysteme,
Handelsbörsen, Wirtschaftsindikatoren, Mikroben oder die Vereinten
Nationen: alle haben gemeinsam, dass sie zugleich Vorstellung und
Wirklichkeit sind, dass sie gleichzeitig repräsentieren und formieren.
Die Untersuchung dieser Techniken und Praktiken ermöglichte es,
Globalisierung als Ergebnis performativen Handelns in den Blick zu
nehmen. Globalisierung kann mit anderen Worten in der Analyse nur als
ein zu erklärendes Phänomen auftauchen, nicht mehr als ein "Kontext",
als mysteriöse Triebkraft menschlichen Handelns oder als erklärender
Faktor für Synchronitäten.
Die Untersuchung von - stets kostenintensiven und anfangs fragilen -
Techniken, die in der Vergangenheit zur Herstellung weit reichender
Netzwerke geeignet waren, bietet daher die Chance, Prozesse der
Globalisierung in einer konkreten, jedoch nicht essentialisierenden
Weise zu analysieren.
Die Tagung wagt das Experiment, zwei aktuelle Forschungsprogramme,
Globalgeschichte und Akteur-Netzwerk-Theorie, auf Kompatibilität zu
prüfen. Es soll die Frage diskutiert werden, wie genau die empirische
Forschung im Bereich der Globalgeschichte von der ANT profitieren kann.
Willkommen sind Vorträge, die sich auf einer theoretischen Ebene mit
dieser Frage auseinandersetzen, insbesondere aber Vorträge zu
empirischen Fallstudien, die konkrete Bemühungen von Akteuren
nachzeichnen, die Welt - jeweils für Ihre spezifischen Belange und von
ihren Standpunkten aus - zu "globalisieren". Für jeden Vortrag sind 20
Minuten vorgesehen. Zu jedem der insgesamt vier Panel wird es einen
Kommentar geben. Bitte senden Sie per Email einen Vorschlag von maximal
350 Wörtern bis zum 15. Februar 2014 an eine der unten stehenden
Adressen.